Jüdisches Leben in Merseburg: Eine besondere Stadtführung am 1. November erinnert an die Geschichte jüdischer Bürger und lädt zum Gedenken an Stolpersteine ein.
Merseburg, 31.10.2025 – Gab es jüdisches Leben in Merseburg? Wie sah es früher aus – und was ist mit den jüdischen Menschen geschehen, die bis ins 20. Jahrhundert hinein in der Stadt lebten? Antworten auf diese Fragen bietet eine besondere Stadtführung, zu der das Bündnis „Merseburg für Vielfalt und Zivilcourage“ in Kooperation mit der Stadtführerin Katja Finger einlädt.
Am Samstag, dem 1. November 2025, beginnt um 14 Uhr die thematische Führung unter dem Titel „Jüdisches Leben in Merseburg“. Treffpunkt ist an der Hängebrücke am Vorderen Gotthardteich. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Im Mittelpunkt stehen die Geschichte und das Schicksal jüdischer Menschen in Merseburg – aus der jüngeren Vergangenheit. Die Führung beleuchtet dabei den Alltag jüdischer Familien zur Zeit des Nationalsozialismus. Auch Orte, an denen einst jüdisches Leben stattfand oder Spuren davon erhalten geblieben sind, werden aufgesucht.
Gedenken an Josef Goldstein und Carl Hermann Volkmer
Besonders erinnert wird im Rahmen der Führung an zwei Merseburger Bürger:
Josef Goldstein (1899–1942) stammte ursprünglich aus Stolp und lebte mit seiner Frau Käthe und Tochter Renate in Merseburg. Er führte das „Kaufhaus Merkur“ in der Stadt. Nach einer ersten Inhaftierung durch die Nationalsozialisten versuchte er 1939, sich durch Flucht nach England in Sicherheit zu bringen. Dort wurde er interniert und später zurück nach Deutschland überstellt. 1942 deportierte man ihn von Frankfurt am Main in das Vernichtungslager Sobibor, wo sich seine Spur verliert.
Carl Hermann Volkmer (1902–1942) kam aus Sallgast und arbeitete als Bauschlosser. Er engagierte sich im Widerstand gegen das NS-Regime, wurde 1940 verhaftet und ein Jahr später in das Konzentrationslager Groß-Rosen gebracht. Dort starb er im November 1942 unter ungeklärten Umständen.
Den beiden Männern wurden Stolpersteine gewidmet, die während der Führung gemeinsam gereinigt und in das Gedenken eingebunden werden.
Mit der Aktion wollen die Veranstalter ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und die lokale Erinnerungskultur stärken. Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten, unabhängig von Vorwissen oder Alter.
Weitere Informationen sind beim Bündnis Merseburg für Vielfalt unter kontakt@mer-vielfalt.de erhältlich.
Foto: Bündnis Merseburg für Vielfalt und Zivilcourage



















