Foto: Protestbanner am geplanten Solarpark in Freiimfelde © Enrico Sempert
Der geplante Solarpark in Freiimfelde bleibt umstritten. Nach Gesprächen zwischen Stadt und Bürgerinitiative zeichnet sich ab: Rechtlich ist das Vorhaben möglich, politisch und gesellschaftlich aber weiter offen. Eine Entscheidung steht noch aus.
Merseburg, 16.12.2025 – Der geplante Solarpark in Freiimfelde beschäftigt Stadtverwaltung, Investor und Anwohnerschaft weiterhin intensiv. Nach der umstrittenen Diskussion im Bauausschuss am 11.11.2025 und dem Stadtrat am 04.12.2025 hat es sowohl Gespräche zwischen Stadt und Bürgerinitiative als auch Stellungnahmen des Investors EnBW gegeben. Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen steht noch aus.
Wie die Stadt Merseburg bzw. der Oberbürgermeister mitteilte, fand kürzlich ein mehr als zweistündiges Gespräch zwischen fünf Vertreterinnen und Vertretern der Bürgerinitiative, Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr (CDU) und dem Leiter des Stadtentwicklungsamtes, Felix Drießen, statt. Ziel des Treffens sei es gewesen, offene Fragen zu klären und die rechtliche Ausgangslage darzustellen. Dabei hätten die Anwohner deutlich gemacht, dass sie den Bau einer Photovoltaikanlage in Freiimfelde grundsätzlich ablehnen.
Gleichzeitig sei im Gespräch deutlich geworden, dass angesichts der bestehenden Rechtslage weniger über das grundsätzliche „Ob“, sondern vor allem über das „Wie“ und „Wann“ gesprochen werden müsse. Ein konkretes Verhandlungsergebnis habe es nicht gegeben. Nach Einschätzung der Stadt könne eine dauerhafte und rechtssichere Lösung realistisch nur über einen Kompromiss erreicht werden.
Einfluss der Stadt begrenzt
Die Stadt verweist darauf, dass der Bau von Photovoltaikanlagen auf der betroffenen Fläche bereits nach geltendem Recht möglich ist. Grundlage ist ein rechtskräftiger Bebauungsplan aus den 1990er-Jahren. Einfluss könne die Stadt nur über ein Bebauungsplanverfahren nehmen, in dem etwa Abstände, Schutzmaßnahmen, ökologische Belange und städtebauliche Vorgaben geregelt würden. Ohne ein solches Verfahren seien die Möglichkeiten der Kommune deutlich eingeschränkt. Auch eine Aufhebung des bestehenden Plans würde nach Angaben der Stadt ein privilegiertes Bauen nicht verhindern.
Als besonders relevante Punkte nennt die Stadtverwaltung auf Anfrage von Merseblatt den Natur- und Umweltschutz, den Schutz der Wohnqualität, mögliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie die städtebauliche Einbindung des Vorhabens. Diese Aspekte müssten im weiteren Verfahren geprüft und gegeneinander abgewogen werden. Die ausgesetzte Beschlussvorlage sei nicht zurückgezogen worden und solle voraussichtlich in einer der nächsten Ausschussrunden erneut behandelt werden.
EnBW verweist auf städtisches Konzept
Der Investor EnBW beruft sich in seiner Stellungnahme auf ein von der Stadt Merseburg im Jahr 2023 veranlasstes gesamträumliches Konzept zur Steuerung großflächiger Freiflächen-Photovoltaik. Darin sei die betroffene Fläche im Bebauungsplan Nr. 5.1 im Gewerbegebiet Merseburg-Nord als „geeignet“ für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien eingeordnet worden. Auf dieser Grundlage basiere die Projektplanung, teilte die Pressestelle des Energieversorgers auf Anfrage von Merseblatt mit.
Zugleich betont EnBW, man nehme die ablehnende Haltung der Bürgerinitiative ernst. Solarparks griffen sichtbar in das Lebensumfeld ein, Sorgen und Fragen seien daher nachvollziehbar. Nach Einschätzung des Unternehmens sei die Stimmung vor Ort jedoch differenziert. Neben Vorbehalten gebe es auch viele Bürgerinnen und Bürger, die den Ausbau erneuerbarer Energien grundsätzlich unterstützten, sich aber sachliche Informationen wünschten.
Nach Angaben von EnBW befinden sich die Planungen noch in einem Prüfprozess. Hinweise aus der Bevölkerung würden unter anderem bei Fragen zu Abständen sowie zu Natur- und Landschaftsschutz berücksichtigt. Anpassungen seien grundsätzlich möglich, sofern sie fachlich, rechtlich und energiewirtschaftlich sinnvoll seien.
Bürgerinformation für Januar angekündigt
Nach Informationen des Energieversorgers soll voraussichtlich Mitte Januar 2026 eine öffentliche Bürgerinformationsveranstaltung stattfinden. Moderiert werden soll diese von Eckhard Hasler vom BSQB Büro für Stadt, Quartier und Beteiligung, der bereits das Stadtentwicklungskonzept für Merseburg begleitet hat. Der genaue Ablauf befindet sich jedoch noch in der Abstimmung. EnBW kündigte an, bei der Veranstaltung vertreten zu sein. Zudem wolle das Unternehmen den weiteren Projektverlauf auf einer eigenen Website dokumentieren.
Anwohner bleiben skeptisch
Anwohner Roland Ulrich, der bereits zuvor öffentlich Stellung genommen hatte und auch diesmal im Stadtrat vorsprach, bewertete das Gespräch mit dem Oberbürgermeister im telefonischen Gespräch mit Merseblatt vorsichtig positiv. Der Oberbürgermeister habe sich Zeit genommen und die Anliegen der Bürger ernsthaft angehört. Nun hänge es auch vom Stadtrat ab, wie entschieden werde. Auch der weitere Dialog mit dem Investor müsse zeigen, wie die Planungen im Detail aussehen.
Grundsätzlich bleibe man jedoch kritisch, so Ulrich. Einen Solarpark unmittelbar in der Nähe der Wohnbebauung sehe man weiterhin skeptisch und würde einen alternativen Standort bevorzugen. Weitere angefragte Anwohner wollten sich aktuell nicht mehr öffentlich äußern.
Parallel dazu läuft auf der Plattform change.org weiter die Petition unter dem Titel „Natur statt Solarpark am Wohnviertel“ die bis dato 1.481 Unterschriften gesammelt hat. Darin wenden sich Unterstützer weiterhin gegen den geplanten Solarpark in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung.
Entscheidung offen
Wie es mit dem Solarpark in Freiimfelde weitergeht, ist damit weiterhin offen. Klar ist: Die rechtlichen Voraussetzungen für das Vorhaben bestehen, zugleich setzen Stadt und Investor auf weitere Gespräche und Beteiligung. Eine Entscheidung dürfte frühestens nach den nächsten Ausschussberatungen und der angekündigten Informationsveranstaltung fallen.
Stadtrat vom 04.12.2025 © Merseburg Report Klaus Treuter


















